Unwetterkatastrophe 2012

Murenabgang nach tagelangen Starkregen

Verifizierter Kommentar der ZAMG

GEWITTERSERIE AB MITTE JUNI 2012 IN DER STEIERMARK

Von der letzten Juni-Dekade bis Anfang August wurde ganz Österreich nicht nur von extremer Hitze, sondern auch von heftigen Gewittern heimgesucht. Viele Unwetter ereigneten sich dabei in der Steiermark, wo Starkregen, Sturmböen und Hagelschlag zu teils schweren Schäden an der Verkehrs-Infrastruktur, an Wohnhäusern sowie an der Landwirtschaft führten.
Eine erste Unwetter-Häufung trat im Zeitraum zwischen 19. und 22. Juni auf. Ausschlaggebend dafür war eine südwestliche Höhenströmung, mit der labil geschichtete Subtropikluft zu uns gelangte.
Eine weitere Phase mit schweren Gewittern wurde ab dem 1.Juli verzeichnet. Anfangs führte wiederum eine Höhenströmung aus Süd sehr heiße Luftmassen tropischen Ursprungs nach Mitteleuropa; ausgehend von einem Tief über den Britischen Inseln drehte die Strömung bei flacher werdender Druckverteilung ab dem 4.Juli dann auf Südwest bis West.
Heftige Unwetter beendeten am 11.Juli die schwüle, gewittrige Witterungsphase, die Höhenströmung drehte auf Nordwest und brachte vorübergehend frische Atlantikluft zu uns.
Diese Wetterberuhigung war nur von kurzer Dauer, schon am 14.Juli sorgte eine Kaltfront in der gesamten Steiermark erneut für flächendeckenden Starkniederschlag. Der Höhepunkt der Unwetterserie folgte am 19.Juli mit dem über mehrere Tage nahezu stationären Frontensystem über Österreich. Schwere Gewitter in Kombination mit Starkregen brachten katastrophale Murenabgänge in der Obersteiermark (St. Lorenzen im Paltental, Thörl) und ein nahezu HQ30-Ereignis entlang der Mur bis knapp südlich von Graz.
Nach dem 21. Juli war den Steirern erneut nur eine vorübergehende Stabilisierung der Wetterlage vergönnt, ein Höhentief zog von Mittelitalien Richtung Ungarn und brachte wieder zunehmend feuchtlabile Luftmassen und somit von Starkregen begleitete Gewitter in die Steiermark. Überflutungen wurden diesmal speziell im Osten von Graz gemeldet.
Die nächsten schweren Unwetter zogen am letzten Juliwochenende vom 28.07.2012 bis 29.07.2012 über die Steiermark hinweg. Zum Glück wurde dabei das Katastrophengebiet rund um Trieben verschont, allerdings waren diesmal besonders das Obere Murtal und die Weststeiermark von orkanartigen Windböen und Starkregen betroffen.
Die bis dato letzten Unwetter betrafen wiederum vor allem das Obere Murtal und gingen am 02.08.2012 und 04.08.2012 nieder.
Der Grund für diese überaus lange Gewitterperiode ist wohl im Fehlen längerer, stabiler Wetterlagen (zentrale Hochdrucklagen) zu sehen. Die vorwiegend vorderseitigen Strömungen sorgten zwar für sehr heiße, allerdings auch für sehr feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum. Anders wie etwa im heißen und trockenen Sommer 2003 entstanden daher nicht nur lokale Wärmegewitter, in der labil geschichteten Luft bildeten sich wiederholt größere, zusammenhängende Gewitterlinien mit hohem Unwetterpotential. Die INCA-Niederschlagsanalysen vom 20.06.2012-04.08.2012 zeigen mit Niederschlagshöhen von über 500mm – 700mm recht deutlich das Ausmaß der Unwetter an.